ADHS in der Tiermedizin – wenn der Kopf nie stillsteht
Shownotes
In dieser sehr persönlichen Folge spricht Kathi offen über ihre ADHS-Diagnose – und darüber, wie sich das auf Studium, Arbeit und Alltag auswirkt. Gemeinsam mit Sonja geht sie den Fragen nach: 🔹 Warum wird ADHS bei Frauen oft so spät erkannt? 🔹 Wie fühlt es sich an, ständig „funktionieren“ zu müssen – aber das eigene Gehirn anders tickt? 🔹 Welche Strategien helfen, den Praxisalltag und das Berufsleben trotzdem zu meistern?
Ein ehrliches Gespräch über Scham, Erleichterung, Selbstakzeptanz – und darüber, warum ADHS auch eine Stärke sein kann.
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Transkript anzeigen
00:00:01: Sonja Hegel Hallo zu dieser neuen Folge.
00:00:03: Sonja Hegel Hallo liebe Kathi.
00:00:05: Sonja Hegel Ich freue mich, dass wir wieder zusammengekommen sind und auch, dass wir heute über ein besonderes Thema, wie ich es finde, ein bisschen mal sprechen und mal so ein bisschen die Tür öffnen.
00:00:16: Sonja Hegel Im Zweifel habt ihr es ja schon im Titel der Folge gelesen.
00:00:19: Sonja Hegel Wir wollen heute mal über das Thema ADHS sprechen.
00:00:22: Sonja Hegel Wenn ich es richtig im Kopf habe, das Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperaktivitätssyndrom, also die Abkürzung des ADHS.
00:00:32: Sonja Hegel Und ein Thema, was ich glaube vor allem dich ja auch sehr beschäftigt hat lange oder auch immer noch beschäftigt, weil das dich einfach betrifft.
00:00:39: Sonja Hegel Und wir haben ja auch immer mal wieder schon die einen oder anderen Podcast besprochen, die wahrscheinlich mit dem ADHS zusammenhängen können.
00:00:45: Sonja Hegel Und deswegen haben wir gesagt, komm, wir lassen uns mal drüber sprechen.
00:00:48: Sonja Hegel Es ist Zeit, dass wir mal die Tür aufmachen.
00:00:50: Sonja Hegel Genau, und jetzt würde ich gerne mal mit dir einfach mal losquatschen.
00:00:53: Sonja Hegel Vielleicht kannst du uns mal mitnehmen.
00:00:56: Sonja Hegel in welcher Situation du bezüglich ADHS ist, warum das so eine Rolle für dich spielt und vielleicht nochmal, was das eigentlich, ja, nicht per Definition, aber wir sind ja mal hier unter Akademikern, was das vielleicht einfach im Genauen auch bedeutet und heißt.
00:01:09: Kathi Also, ja, warum es mich beschäftigt ist, dass ich dieses Jahr offiziell meine Diagnose bekommen habe.
00:01:17: Kathi Und da geht es schon mit den Stigmatasen ein ganz bisschen los.
00:01:21: Kathi ADHS wird oft wahrgenommen als eher so kleiner Jungs-Jungs.
00:01:27: Kathi Defizit würde ich jetzt mal sagen, also wenn man an der HDHS denkt, denkt man an kleine Jungs, die sich nicht benehmen können, aus der Reihe tanzen, sehr auffällig sind, sehr laut sind und im Unterricht ständig auffallen.
00:01:35: Sonja Hegel Mhm.
00:01:35: Sonja Hegel Mhm.
00:01:35: Sonja Hegel Mhm.
00:01:39: Kathi Und das ist auch ein Problem, weil Mädchen und Frauen erfahrungsgemäß sehr viel später oder gar nicht diagnostiziert werden.
00:01:50: Kathi Das heißt, in unserem binären System werden Mädchen ja mehr darauf gedrillt, angepasst zu sein, artig zu sein, nett zu sein, lieb zu sein, nicht aufzufallen.
00:01:58: Kathi Also das pauschalisiere ich jetzt einfach mal so ein bisschen, aber das stelle ich jetzt einfach mal so hin.
00:02:03: Kathi Und Jungs werden mehr darin gefördert, wild, laut und also so klar dieses kleine Baustellen.
00:02:09: Kathi Also dieses Beispiel, wenn du ein kleines Mädchen hast in einem Kleid, dann wird als Kompliment gesagt, oh, du siehst aber süß aus und bei einem Jungen, oh, du bist aber mutig, weil du auf den Baum geklettert wirst.
00:02:17: Kathi Also wir behandeln ja einfach Kleinstkinder schon unterschiedlich und dadurch ist für Jungs aus der Reihe tanzen ein anderer Raum da, der für Mädchen, so habe ich es auch in meiner eigenen Entwicklung empfunden, nicht so da ist und das heißt, dass Mädchen das eher gegen sich selbst richten oder im
00:02:17: Sonja Hegel Okay.
00:02:37: Kathi Inneren einfach unruhig sind, aber nicht nach außen tragen.
00:02:41: Kathi Das heißt, dass das halt nach außen anders oder weniger sichtbar ist und deswegen werden Frauen, ja, wenn sie überhaupt diagnostiziert werden, erst im Erwachsenenalter, weil die eben nicht diese Symptomatik erfüllen, immer zu kippeln, immer zu himpeln, hampeln und so weiter und so fort, vielleicht auch ein bisschen, aber
00:02:59: Kathi Das äußert sich halt einfach ein bisschen was anders.
00:03:03: Kathi Und deswegen bin ich auch erst dieses Jahr diagnostiziert worden.
00:03:07: Sonja Hegel Mhm.
00:03:08: Kathi Und das ist insofern ein kleines Leid, weil ich unter anderem wegen des ADHS mein Studium fast nicht geschafft hätte.
00:03:16: Kathi Ihr wisst alle, Tiermedizin ist ein unglaublich anspruchsvolles Studium, das mit sehr viel Fleiß ein bisschen besser zu meistern ist.
00:03:24: Kathi Und wenn man eine Erkrankung hat, die mit sehr viel Prokrastination einhergeht
00:03:29: Kathi Damit meine ich jetzt nicht und das ist auch tatsächlich ein Stigma von ADHS, wenn du irgendwo hingehst und sagst, ADHS, ich bekomme Aufgaben nicht fertig.
00:03:37: Kathi Ja, das haben wir doch alle, dass wir mal eine Aufgabe hinschieben.
00:03:39: Sonja Hegel Mhm.
00:03:39: Sonja Hegel Mhm.
00:03:40: Kathi Nein, das ist nicht das Gleiche.
00:03:42: Kathi Also das ist was, wo es dann manchmal nicht so ganz ernst genommen wird.
00:03:47: Kathi Das heißt, dass ich einfach viel mir vorgenommen habe, für Prüfungen zu lernen und das einfach nicht hingekriegt habe, ganz schlicht und ergreifend.
00:03:55: Kathi Und dann auch bei mehreren Prüfen im Drittversuch war.
00:03:58: Kathi Im Physikum sind es ja eigentlich fünf Prüfungen.
00:04:01: Kathi Ich habe elf gemacht zum Beispiel.
00:04:02: Kathi Also habe einfach, also ihr müsst euch vorstellen, meine Schullaufbahn war sehr einfach, sehr geradlinig, hatte sehr gute Noten, hatte überhaupt keine Probleme und dann habe ich angefangen zu studieren und
00:04:11: Sonja Hegel Okay.
00:04:11: Sonja Hegel Mm-hmm.
00:04:13: Kathi bin massiv ins Straucheln geraten und kam damit überhaupt nicht zurecht, weil halt einfach von dieser kompletten Fremdbestimmtheit Schule zu ganz viel Eigenverantwortung, die ich überhaupt nicht leisten konnte.
00:04:25: Kathi Und gleichzeitig halt auch neue Stadt, eigener Haushalt, ja, also so
00:04:30: Kathi Völlig gestrandet einfach.
00:04:33: Kathi Und dann war es so, dass ich mehrere Drittversuche hatte und es mehrfach auch kurz davor stand, wenn ich den jetzt nicht bestehe, dann ist das Studium eben vorbei.
00:04:40: Kathi Und das habe ich ja nicht, ich habe für diese Prüfung mich nicht gelernt, weil ich faul war, sondern...
00:04:46: Kathi Ja, weil ich einfach nicht konnte.
00:04:48: Kathi Und gleichzeitig dieser Druck, in diesem Semester zu sein und das Gefühl zu haben, sich umzugucken, okay, die anderen kriegen das alle hin, aber ich struggle.
00:04:48: Sonja Hegel Ja, wow.
00:04:48: Sonja Hegel Ja.
00:04:58: Kathi Und das war natürlich auch mit extrem viel Scham irgendwo verbunden, weil niemand hat außer mir elf Physikumsprüfungen gebraucht.
00:05:05: Kathi Aus meinem Umfeld zumindest.
00:05:08: Kathi Also damit halt einfach nochmal ein anderer Stress, weil du hast dann halt auch einfach viel mehr Prüfungstermine als viele andere.
00:05:14: Kathi Also das ist halt so und ich kann mich schon einschätzen, das ist nicht, weil ich dumm bin, so.
00:05:20: Sonja Hegel Ja.
00:05:24: Kathi Das war so das Erste, wo halt einfach dieses Tiermedizinstudium mich massiv an meine Grenzen gebracht hat und ich im Nachhinein denke, oh Mann, hätte man das damals vielleicht ernster genommen oder mich vielleicht früher diagnostiziert, hätte ich, glaube ich, einfach mir sehr, sehr viel Leid im Studium erspart.
00:05:39: Kathi Und das ist halt auch der Grund, warum ich gesagt habe, lass uns darüber sprechen, weil vielleicht sitzt da jemand anders und sagt, oh Mann, mir ging das irgendwie ähnlich oder so.
00:05:49: Sonja Hegel Können wir nochmal kurz, weil es eine sehr eindrückliche Geschichte ist, darüber sprechen?
00:05:53: Sonja Hegel Du hast gerade schon gesagt, das geht mit Prokrastination so einher, aber es ist nicht das Gleiche, dass man einfach irgendwie gerade vielleicht mal keinen Drive hat.
00:06:01: Sonja Hegel Also ich sage mal, so ein klassisches Bild, glaube ich, ist im Studium Lernen.
00:06:06: Sonja Hegel Ja, eigentlich müsste ich ja lernen, aber ich putze jetzt heute mal meine Küche.
00:06:09: Sonja Hegel Und ach, ich habe ihn noch lange nicht auf den Schrank gewischt.
00:06:11: Sonja Hegel Also das ist was, was, glaube ich, viele im Studium hinter sich hatten,
00:06:12: Kathi Mhm.
00:06:15: Sonja Hegel Das ging mir auch so, dass man sich gerne dann mit anderen Sachen beschäftigt hat und so.
00:06:18: Sonja Hegel Es gab bei uns immer so eine Redensart.
00:06:20: Sonja Hegel Also so sauber wie in der Prüfungszeit war meine Wohnung noch nie.
00:06:23: Sonja Hegel Das ist für mich so ein bisschen Prokrastination im Sinne von sich so ablenken, irgendwie keinen Zugang finden.
00:06:30: Sonja Hegel Ich glaube aber, dass ADHS da einfach was anderes macht.
00:06:33: Sonja Hegel Wie ich es richtig verstanden habe, ist das ja was, also das Gehirn tatsächlich ein bisschen anders tickt, irgendwie andere Wege hat.
00:06:39: Sonja Hegel Ich kenne das immer nur, ich sehe immer mal wieder auf Instagram oder so Videos von Menschen,
00:06:44: Kathi Vielen Dank.
00:06:44: Sonja Hegel Frauen, die viel darüber sprechen, was ich sehr cool finde, also da sind Frauen ja irgendwie auf jeden Fall so selbstbewusst darüber auch zu sprechen, da kriege ich so mit, dass die, wenn das jetzt so alltägliche Sachen sind, dass sie halt sagen, ah, ich will was essen, dann stehen sie in der Küche, machen sich ein Brot, dann fällt ihr Blick auf
00:07:00: Sonja Hegel einen Putzlappen, ach, den musst du ja in die Wäsche, dann bringen sie den in die Wäsche, dann gehen sie in die Waschmaschine, ach, da ist ja noch eine Wäsche drin, die muss ich ja aufhängen, dann nehmen sie das mit, gehen ins Schlafzimmer, wollen das irgendwie aufhängen, sehen, dass dort aber ein angefangenes Bastelprojekt liegt, dann ach, da wollte ich ja sowieso auch fertig machen und dann schlägt sich das so durch den Tag und am Ende des Tages ist totales Chaos und das Brot, was sie eben mittags nicht gemacht hatten, liegt unangetastet in der Küche, das Essen wurde vergessen, die Wäsche ist nicht aufgehangen,
00:07:20: Kathi Vielen Dank.
00:07:24: Sonja Hegel Und am Ende, im Zweifelsfall, ist ein großes Frustpotenzial da, weil, wie du sagst, man ist ja nicht dumm, man sieht dann schon, was das Ergebnis ist und dass das, was eigentlich auf dem Plan stand, gar nicht stattgefunden hat.
00:07:36: Sonja Hegel Und ich vermute, das ist dieses Aufmerksamkeitsdefizit-Thema in dem ADHS.
00:07:43: Sonja Hegel Kannst du uns da einmal mitnehmen, also was passiert da oder wie ist da vielleicht auch, wenn du an die Prüfung zurückdenkst, was ist da abgelaufen, dass du immer gemerkt hast,
00:07:53: Sonja Hegel toll, jetzt muss ich noch eine Prüfung mehr machen und noch eine Prüfung mehr machen und nicht, weil ich dumm bin, sondern weil ich es einfach nicht anders kann.
00:07:59: Sonja Hegel Kannst du das beschreiben, was dich da abgehalten hat?
00:08:01: Kathi Also ich sage mal so, ich habe weder für die Prüfung... Ja, also ich sage mal so, in meiner Prüfungsphase war...
00:08:03: Sonja Hegel Und kannst du überhaupt das, also relaten, was ich gerade so erzählt habe, kennst du?
00:08:10: Kathi weder habe ich für die Prüfung gelernt, noch mal meine Wohnung sauber.
00:08:12: Kathi Also ich habe beides nicht geschafft.
00:08:13: Sonja Hegel Mhm.
00:08:14: Kathi Und damit war halt irgendwie so ein bisschen dieses komplette Versagensgefühl.
00:08:14: Sonja Hegel Mhm.
00:08:22: Kathi Weil du hast ja gar keinen Bereich, den du irgendwie im Griff hast.
00:08:23: Sonja Hegel Ja, genau.
00:08:23: Sonja Hegel Ja.
00:08:23: Sonja Hegel Ja.
00:08:23: Sonja Hegel Ja.
00:08:25: Kathi Also weil die anderen sagen, ja, aber dafür habe ich ganz viele andere Sachen geschafft.
00:08:28: Kathi Und ich habe endlich noch meine Steuererklärung abgegeben, weil die war immer noch spannender als Anatomie.
00:08:33: Kathi So weißt du, so...
00:08:35: Kathi Das habe ich halt auch nicht hingekriegt und das ist halt, das Problem ist, dass es total schwer ist zu beschreiben, warum das nicht geht.
00:08:44: Kathi Also weil, wie habe ich mir gesagt, das kann doch nicht sein, dass du das nicht hinkriegst.
00:08:49: Kathi Morgen muss das aber klappen.
00:08:50: Kathi Morgen setzt du dich hin und lernst es und
00:08:53: Sonja Hegel Mhm.
00:08:53: Sonja Hegel Mhm.
00:08:53: Sonja Hegel Okay.
00:08:53: Sonja Hegel Mhm.
00:08:54: Kathi was halt zum Beispiel ein Teil des ADHS ist, oder wenn du einen ADHSler kennst, kennst du erstmal einen ADHSler so, das ist halt bei jedem anders, aber was damit halt einhergeht, ist halt ein super merkwürdiges Zeitgefühl und Zeitmanagement.
00:09:10: Kathi Das heißt, ich kann auch überhaupt nicht einschätzen, wie lange brauche ich für eine Aufgabe und das habe ich schon irgendwo begriffen, dass das nicht funktioniert.
00:09:21: Kathi Das heißt, wenn ich mittags einen Termin habe um 13 Uhr, dann kann ich bis 13 Uhr nichts machen.
00:09:27: Kathi Ich bin dann in einer Art Wartemodus, weil ich nicht sagen kann, ah ja, komm, ich fange kurz die und die Aufgabe an, weil dann habe ich die ja schon mal fertig, weil ich kein Gefühl dafür habe, wie viel Zeit ich noch habe, wie lange die Aufgabe dauern könnte und wie das ist.
00:09:37: Sonja Hegel Mhm.
00:09:42: Kathi Das heißt, ich kann nicht einfach dann sagen, ja, ich fange mal an und gucke mal, wie weit ich komme.
00:09:47: Kathi Das geht halt nicht.
00:09:49: Kathi Das heißt, wenn du einen Tag hast, wo du mittags um 13 Uhr einen Unikurs hast,
00:09:54: Kathi dann kann ich den Vormittag nicht nutzen, um zu lernen.
00:09:57: Kathi Und gleichzeitig finde ich es total schwer, das so zu sagen, weil ich das Gefühl habe, dass es halt so ein Stigma ist, wenn ich sage, ich kann das nicht, weil besser kann ich das nicht beschreiben, außer ich habe das hundertmal versucht und habe auch für mich selber, was das angeht, überhaupt kein Verständnis aufgebracht, weil ich gesagt habe, das kann doch nicht sein, dass du um 13 Uhr einen Termin hast und es bis 13 Uhr nicht hinkriegst,
00:10:07: Sonja Hegel Mhm.
00:10:07: Sonja Hegel Mhm.
00:10:07: Sonja Hegel Mhm.
00:10:19: Kathi das auf die Kette zu kriegen, dass du dann halt was lernst.
00:10:22: Kathi Aber das heißt, dass es in meinem Tag, also in meinem Wochenrhythmus, ganz, ganz viele tote Tage gibt, die es für andere so nicht gibt.
00:10:31: Kathi Also das heißt, wenn du halt, ich bin ja auch selten zur Vorlesung gegangen, weil das bringt mir ungefähr gar nichts, weil da sitze ich und spiele nur am Handy.
00:10:39: Kathi Also da lerne ich auch nichts, weil
00:10:40: Kathi Also stell dir vor, du kannst dich nicht fokussiert auf eine Sache konzentrieren und sitzt mit 200 Leuten in einem Raum da vorne, spielt der am Handy, der macht dies, da ist noch ein kleiner Hund, der niedlich ist.
00:10:49: Sonja Hegel Vielen Dank.
00:10:51: Kathi Ja, no chance.
00:10:52: Kathi Also was soll ich da?
00:10:55: Kathi Das heißt, ich war schon nicht viel da, sondern immer nur zu den Pflichtveranstaltungen, aber im Endeffekt hat es gereicht, wenn ich jeden Tag ein oder zwei Termine hatte, dass die Tage für mich alle...
00:11:04: Kathi wie weg waren und dann lag halt super viel Druck auf dem einen Tag, an dem kein Termin war und ja, dann war natürlich mein Aufgaben-Workload völligst überladen und auch massivst unrealistisch und dann habe ich gedacht, ja, das kann ich ja eigentlich eh nicht schaffen und
00:11:23: Kathi Und dann, also im Endeffekt war es halt wirklich so, ihr wisst selber, wie viel wir lernen mussten für die Prüfungen.
00:11:30: Kathi Na, also wenn wir überlegen, wie viele Seiten, dann habe ich teilweise vorher zehn Seiten gelesen und bin dann zu einer Prüfung gegangen.
00:11:37: Kathi Ja, das kann nicht funktionieren.
00:11:39: Kathi Und gleichzeitig habe ich mich das aber getraut, weil ich dachte so, ja, ich gehe jetzt dahin, es hilft ja nicht.
00:11:39: Sonja Hegel Mhm.
00:11:39: Sonja Hegel Mhm.
00:11:39: Sonja Hegel Mhm.
00:11:46: Kathi irgendwie so, und das hat halt irgendwie sehr, sehr schwierig gemacht, weil ich das Gefühl hatte, oh Gott, die anderen, die lernen richtig.
00:11:53: Kathi Und ich glaube, ich dachte immer, ich muss einfach nur lernen zu lernen, aber das hätte mir auch nicht so wirklich geholfen, glaube ich.
00:12:01: Kathi Also, weil wenn ich mich hingesetzt habe und konzentriert war, dann muss ich mir die Sachen einmal durchlesen und kann sie.
00:12:06: Kathi Also, wenn ich was schaffe, dann brauche ich
00:12:09: Sonja Hegel Ja, krass.
00:12:10: Kathi Ich fühle weniger Zeit als andere, aber den Anlauf an Energie, den ich brauche, um diese Sachen zu machen, ist einfach exorbitant hoch.
00:12:21: Kathi Und es ist auch nicht so, als würde ich dann in der Zeit andere Sachen schaffen.
00:12:21: Sonja Hegel Ja, danke.
00:12:24: Kathi Ich schaffe dann genau nichts.
00:12:25: Kathi Ja, lange ist denn eigentlich?
00:12:26: Kathi Ich habe das auch viel...
00:12:26: Sonja Hegel Ja, danke für den Einblick.
00:12:27: Sonja Hegel Ich glaube, das ist auch die... Oh, jetzt hatten wir gerade ein Echo, ne?
00:12:36: Sonja Hegel Eine kurze Pause an Judith.
00:12:37: Sonja Hegel Ja.
00:12:40: Sonja Hegel dass wir hier gerade ein Echo drin hatten.
00:12:41: Sonja Hegel Lass das mal raus.
00:12:41: Sonja Hegel Dann knüpfe ich jetzt einfach nochmal an.
00:12:45: Sonja Hegel Ja, danke, dass du das mit uns teilst.
00:12:46: Sonja Hegel Weil ich kann mir vorstellen, dass das auch die Krux ist, sich da so erklären zu müssen.
00:12:50: Sonja Hegel Ja, was ist denn da los?
00:12:51: Sonja Hegel Warum läuft denn das nicht?
00:12:54: Sonja Hegel Ich kann mir vorstellen, weil das ja auch, also, wie soll man es auch anders beschreiben?
00:12:58: Sonja Hegel Du bist ja in dieser Situation drin, beim Außenstehenden, der nicht in der Situation drin ist.
00:13:02: Sonja Hegel Also, wie fühlt es sich anders an, ist ja auch die Frage.
00:13:04: Sonja Hegel Was ist so der Unterschied?
00:13:07: Sonja Hegel Aber es hört sich sehr an, also ich kann, glaube ich, zumindest nachvollziehen, dass das sehr herausfordernd war und sehr anstrengend vielleicht auch wirklich war, weil, ich meine, wir haben dich jetzt auch kennengelernt in den letzten zwei Jahren, in den vielen Podcast-Folgen, die wir machen.
00:13:22: Sonja Hegel Du bist ja sehr reflektiert und kriegst das eben auch mit, dass es eine Challenge ist und ich kann mir vorstellen, dass es einfach
00:13:29: Sonja Hegel ja, eine ganz schön krasse Zeit war.
00:13:30: Sonja Hegel Umso krasser und ehrlich gesagt großen Respekt, dass du das so durchgezogen hast und dass du auch F-Prüfungen gemacht hast, wo man eigentlich nur vier oder fünf machen sollte, damit du das Studium durchrocken kannst.
00:13:42: Sonja Hegel Finde ich sehr, sehr beeindruckend.
00:13:43: Sonja Hegel Und vielleicht erkennt sich ja der eine oder die andere jetzt gerade auch wieder und merkt so, boah, irgendwie klingelt da was bei mir, mir geht es da eh nicht.
00:13:51: Sonja Hegel Ich glaube, deswegen sprechen wir auch heute einfach mal drüber.
00:13:53: Sonja Hegel Ich finde das immer wichtig, diese Themen zu
00:13:56: Sonja Hegel über die so keiner spricht und ich finde, wir sprechen ja mittlerweile in der Teammedizin viel über Mental Health, aber es gibt einfach solche ja, sehr verbreiteten ja, einfach also sowas wie so ein ADHS-Syndrom, wo wir einfach wenig drüber sprechen oder auch Depressionen oder so Themen, ich will das nicht alles auf einen Level stellen, aber einfach so Themen, über die sprechen wir wenig in der Teammedizin, finde ich und
00:14:20: Sonja Hegel Wie soll man denn herausfinden, dass man betroffen ist, wenn man sich immer alleine fühlt?
00:14:24: Sonja Hegel Deswegen finde ich das cool, dass du es mit uns teilst.
00:14:28: Sonja Hegel Genau.
00:14:28: Sonja Hegel Und jetzt wäre mal so meine Frage, wenn wir mal so ins Heute gehen, das hast du gerade ganz viel vom Studium berichtet.
00:14:35: Sonja Hegel Ich erinnere mich, dass wir auch hier in den Folgen immer mal wieder das Thema hatten.
00:14:39: Sonja Hegel Also auch da, dass es manchmal schwierig ist oder schwierig war, das ein oder andere, diesen Anlauf zu finden für bestimmte Tätigkeiten.
00:14:46: Sonja Hegel Oder wie wichtig auch diese Struktur ist mit festen Terminen und so.
00:14:51: Sonja Hegel Wie äußert sich das Ganze denn heute?
00:14:53: Sonja Hegel Und wie bist du dann dahin gekommen, zu sagen, ich gehe mal in eine Diagnostik rein, um das herauszufinden, ob ich betroffen bin?
00:15:00: Sonja Hegel Wie war da der Weg?
00:15:01: Sonja Hegel Ja.
00:15:02: Kathi Also im Endeffekt ist es so, dass ich es heute so habe, dass ich Termintage habe und nicht Termintage.
00:15:09: Kathi Das heißt, es gibt Tage, an denen habe ich nur Termine und die arbeite ich ab.
00:15:14: Kathi Und es gibt Tage, da habe ich keine Termine und an denen kann ich Projekte machen.
00:15:18: Kathi Da fange ich übrigens oft erst an, um 15 oder 16 Uhr zu arbeiten.
00:15:23: Kathi Ich will nicht um 15 oder 16 Uhr anfangen zu arbeiten, aber das ergibt sich dann einfach so ein bisschen.
00:15:26: Sonja Hegel Mhm.
00:15:26: Sonja Hegel Mhm.
00:15:30: Kathi Ja, mir ist gerade noch was eingefallen zu dem, was mache ich denn stattdessen eigentlich?
00:15:35: Kathi Ja, alles andere.
00:15:37: Kathi Aber trotzdem ist nichts zielgerichtet.
00:15:39: Kathi Also es ist so, es springt halt wirklich so von einem anderen.
00:15:42: Kathi Und ich finde halt, also manche beschreiben, ja, es ist so, es ist, als hättest du einen Computer, auf dem sind 30 Tabs offen, drei blinken und einer spielt eine richtig ätzende Melodie.
00:15:54: Kathi Und so ein bisschen ist es.
00:15:56: Kathi Also in meinem Gehirn laufen halt wie vier, fünf Programme gleichzeitig ab.
00:15:56: Sonja Hegel Schrecklich.
00:16:06: Kathi Das heißt, dass es mir natürlich auch manchmal schwer fällt, in einem Gespräch den Faden zu halten.
00:16:12: Kathi Das ist mir schwer, weil wenn du mit mir Gassi gehst oder so, dann, wenn ich mir jetzt zum Beispiel überlege, wir zwei reden miteinander, dann denke ich darüber nach, ach okay, ich könnte mir noch Tee machen.
00:16:26: Kathi Das ist jetzt vielleicht so ein bisschen offensichtlich, aber es ist so dieses, ich habe jetzt gerade nochmal parallel darüber nachgedacht, ach die und die Aufgabe müsste ich noch machen und das muss ich halt parallel machen.
00:16:34: Sonja Hegel Mhm.
00:16:34: Sonja Hegel Mhm.
00:16:36: Kathi so ein bisschen ausklammern und sagen, okay, ich habe zwar den Gedanken, den registriere ich jetzt kurz, aber ich muss halt trotzdem irgendwie beim Hauptgedanken bleiben.
00:16:44: Kathi Manchmal gelingt es, oft aber auch einfach nicht.
00:16:47: Kathi Also mittlerweile gehe ich da offen damit um und sage, ganz kurz, der Gedanke ist gerade in meinem Kopf, ich muss den kurz entweder markieren, irgendwo notieren oder halt irgendwo dir kurz mitteilen und danach können wir über das Hauptthema wieder reden.
00:17:01: Kathi Ich finde dann aber auch nicht ins Hauptthema wieder zurück, sondern bin so, ah ja, kannst du mir nochmal helfen mit dem Fahren?
00:17:06: Kathi Ich meine, für euch hört sich das dann manchmal nicht so an.
00:17:08: Kathi Beim Podcast kann ich dann Pause machen, sollen ja Fragen und sagen, naja, ich schaffe es schon.
00:17:15: Kathi Aber das ist halt eine Rolle, was jemand bringt.
00:17:19: Kathi Und jetzt ist es gerade so ein perfektes Beispiel, weil ich habe keine Ahnung mehr, was deine Frage war, weil ich mich jetzt verrannt habe, weil ich so versucht habe, das so.
00:17:26: Kathi Und deswegen, das passiert halt dann.
00:17:28: Sonja Hegel Ja, aber witzigerweise beantwortest du trotzdem genau die Frage.
00:17:29: Kathi Ja.
00:17:32: Sonja Hegel Die Frage war nämlich, wie sich das heute äußert und wie du eigentlich dann anschließend die Frage, wie du dann dahin gekommen bist, jetzt doch mal eine Diagnostik zu machen auf das Thema ADHS.
00:17:35: Kathi Mhm.
00:17:45: Sonja Hegel Also vielleicht das mal, bist du da selber drauf gekommen irgendwann?
00:17:47: Sonja Hegel Hast du von außen Input bekommen, dass das das sein könnte?
00:17:50: Sonja Hegel Wie war das für dich?
00:17:52: Kathi Also ich bin ja seit, ja ich habe ja vor drei Jahren mit einer Psychotherapie angefangen sozusagen und im Endeffekt war mein Wunsch, als ich dahin gegangen bin, das hat auch meine Therapeutin jetzt nochmal retrospektiv so ein bisschen gesagt, optimiere mich.
00:18:00: Sonja Hegel Mhm.
00:18:09: Kathi Also mein Wunsch war, hey, ich habe in meinem Arbeitsalltag massive Probleme, weil wenn ich eine Aufgabe anfangen will und ich fange erst um 15 Uhr an, dann ist es nicht so ganz arbeitsmarktkompatibel.
00:18:22: Kathi Weder als Angestellte noch als Arbeitgeberin noch als, also das ist halt einfach schwierig, wenn du halt dann auch einfach sich mit Deadlines und so ein bisschen schwer tust und irgendwie ganz viel Druck erst brauchst, bis du dann mal aus dem Knie kommst und so.
00:18:36: Kathi Das ist auch nicht so wenig Stress.
00:18:38: Sonja Hegel Mhm.
00:18:39: Kathi Und im Endeffekt habe ich mir ganz oft vorgenommen, morgen wird es besser.
00:18:43: Kathi Morgen wird es besser.
00:18:44: Kathi Und ich habe immer versucht, mich selber zu optimieren und herauszufinden, okay, wie kriege ich das hin, dass es morgen besser wird?
00:18:51: Kathi Wie kriege ich das morgen hin, dass es besser wird?
00:18:53: Kathi Und das habe ich alleine nicht geschafft.
00:18:55: Kathi Es wurde ja nicht besser, egal, was ich probiert habe.
00:18:57: Kathi Also es gibt dann tolle Tipps wie...
00:19:01: Kathi mach dies oder mach das und das hat halt alles nicht funktioniert.
00:19:04: Kathi Also diese ganzen Optimierungsstrategien, das funktioniert dann so zwei, drei Tage, aber dann, ja, so.
00:19:10: Kathi Und gleichzeitig aber immer so, ich habe es noch nicht genug probiert.
00:19:10: Sonja Hegel Mhm.
00:19:13: Kathi Ich müsste es noch ein bisschen mehr probieren.
00:19:15: Kathi Okay, wenn ich es noch ein bisschen mehr probiere, okay, morgen aber, morgen aber.
00:19:18: Kathi Und ich weiß nicht, wie oft ich mir gesagt habe, ja, morgen wird das.
00:19:21: Kathi Und das hat nicht geklappt.
00:19:22: Kathi Und dann bin ich in Therapie gegangen und habe gesagt, hallo, ich habe da ein Problem, ich würde da gerne was optimieren, aber ich kriege das gar nicht hin.
00:19:28: Kathi Und wie mache ich denn das jetzt?
00:19:29: Kathi Und wie kann ich das verbessern?
00:19:31: Kathi Und da ist meine Therapeutin dann natürlich gar nicht drauf eingegangen, weil das war natürlich überhaupt nicht das Problem, sondern genau, also da haben wir halt dann über verschiedene Sachen gesprochen.
00:19:40: Kathi Und dieses krasse Prokrastinieren kann zum einen halt eben von ADHS kommen, es kann aber auch andere Ursachen haben.
00:19:47: Kathi Also wenn du zum Beispiel, so wie ich, mit sehr, sehr viel Leistungsdruck aufgewachsen bist, dann kann im Endeffekt eine sehr, sehr große Versagensangst auch ursächlich sein für so eine Prokrastination.
00:19:47: Sonja Hegel Mhm.
00:19:47: Sonja Hegel Okay.
00:19:48: Sonja Hegel Mhm.
00:19:59: Kathi Und dann hat meine Therapeutin gesagt, so, ich weiß jetzt nicht, in welche Richtung das geht und wie ich ihnen helfen soll, wenn ich nicht genau differenzieren kann, weil die Symptome sehen sehr ähnlich aus teilweise.
00:20:10: Kathi Und hat gesagt, so, ich brauche das jetzt, wir müssen jetzt eine Diagnostik machen, aber ich bin schon nicht mehr objektiv, deswegen müssen sie die bitte extern machen.
00:20:16: Kathi Und damit wir hier vernünftig weiterarbeiten können, sozusagen.
00:20:19: Sonja Hegel Okay.
00:20:20: Kathi Und dann bin ich dahin gedackelt und ich hatte aber vorher, dadurch, dass bei YouTube das sichtbarer wird, dadurch, dass bei Instagram das irgendwie sichtbarer wird,
00:20:28: Kathi Da habe ich schon so irgendwie so ein Bauchgefühl, dass ich mich damit auseinandergesetzt habe.
00:20:34: Kathi Das ist so zwei, drei Jahre her, dass ich mir das halt überlegt habe, ob das sein könnte.
00:20:38: Kathi Habe dann mich damit beschäftigt.
00:20:40: Kathi Ja doch, kann ich mir vorstellen.
00:20:42: Kathi Ich habe dann ganz lange die Diagnostik nicht gemacht, weil wenn ich die Diagnostik nicht mache, kann ich ja jederzeit sagen, ja, ich habe das.
00:20:50: Kathi Stell dir mal vor, ich hätte das nicht gehabt.
00:20:53: Sonja Hegel Oh, okay.
00:20:53: Kathi Dann wäre ja...
00:20:53: Sonja Hegel Interessant.
00:20:53: Sonja Hegel Ah.
00:20:53: Sonja Hegel Mhm.
00:20:55: Kathi dann wäre ja das für mich ganz schrecklich gewesen, weil dann habe ich es ja tatsächlich einfach nicht hingekriegt.
00:21:02: Kathi Und damit wäre ein riesen Versagenseingefühl einhergegangen.
00:21:05: Kathi Das heißt, für mich war so ein ganz bisschen das ADHS auch eine Ausrede, muss ich schon auch ehrlich sagen.
00:21:12: Kathi Also mittlerweile ist es keine Ausrede, sondern
00:21:16: Kathi Ich kann milder mit mir selber umgehen.
00:21:19: Kathi Es schafft ein Verständnis für mich auf eine andere Art und Weise.
00:21:23: Kathi Aber meine Angst war, was mache ich, wenn es mich nicht bestätigt.
00:21:28: Kathi Und deswegen habe ich es ganz lange vor mir hergeschoben.
00:21:33: Sonja Hegel Und ich wollte, es ist ganz spannend, dass du es gerade schon gesagt hast, dass es dich irgendwie doch zu entlasten scheint, das zu wissen, weil die Frage wäre nämlich, was machst du mit der Diagnose?
00:21:41: Sonja Hegel Wie hat dir das geholfen, jetzt zu wissen, was es ist?
00:21:45: Sonja Hegel Das ist ja auch immer die Frage, geht man in die Diagnostik, was bringt mir das Wissen darüber?
00:21:49: Sonja Hegel Mhm.
00:21:50: Kathi Es entlastet mich auf eine Art und Weise ein bisschen.
00:21:55: Kathi Ich frage mich im Nachhinein, wie konnte man das vorher nicht sehen?
00:21:58: Kathi Also auch als Kind.
00:22:01: Sonja Hegel Mhm.
00:22:02: Sonja Hegel Mhm.
00:22:03: Kathi Das war schon ganz schön offensichtlich.
00:22:07: Kathi Es ist ein bisschen Wut dabei.
00:22:09: Kathi wo darauf, dass mein Studium so viel einfacher hätte sein können, wenn man mich damals mit Medikamenten unterstützt hätte und vernünftig unterstützt hätte und einfach ich nicht mit diesem...
00:22:24: Kathi Ja, das ist schon schwierig, wenn du das Gefühl hast, alle kriegen das hin und du selber nicht.
00:22:29: Kathi Also ich bin sehr alleine gewesen mit diesem, ich muss was optimieren, das klappt hier alles nicht, ich kriege das nicht hin, ich versage.
00:22:39: Kathi Also ich glaube, dass das sehr viel einfacher gewesen wäre, wenn ich das damals schon gewusst hätte.
00:22:45: Sonja Hegel Hm.
00:22:46: Sonja Hegel Hm.
00:22:46: Kathi Aber nicht nur psychisch, sondern auch einfach wirklich, wenn ich Medikamente gehabt hätte.
00:22:52: Kathi Also
00:22:55: Kathi Das muss ich noch so ein bisschen betrauern, weil das kriege ich nicht wieder zurück.
00:23:00: Kathi Das ist einfach so.
00:23:03: Kathi Aber ich kann besser damit umgehen, indem ich einfach sage, okay, ich muss das nicht optimieren, sondern eine Lösung finden, die dazu passt und darf andere Wege gehen und
00:23:16: Sonja Hegel Ja, das hört sich ja erstmal ganz so an, als wäre das tatsächlich eine Erleichterung, diese Diagnose zu haben.
00:23:19: Kathi Und ja, ich würde sagen, dass ich milder bin und nicht mehr dieses du musst, du musst, du musst, du hast Lust.
00:23:32: Sonja Hegel Und vielen Dank, dass du uns da so persönlich jetzt nochmal mitgenommen hast, weil ich glaube, das ist auch, ja, wenn das dich schon dein Leben lang ja begleitet, und du hast es am Anfang ja gesagt, dass es
00:23:43: Sonja Hegel tatsächlich bei Mädchen und Frauen oft erstmal nicht erkannt wird oder nicht als Möglichkeit gesehen wird vielleicht.
00:23:48: Kathi Vielen Dank.
00:23:50: Sonja Hegel Ich erinnere mich auch noch, als ich in der Schule war, das war dann schon im Gymnasium, aber da war das so eine typische wilde Jungskrankheit und galt auch ein bisschen verpönt als Modediagnose irgendwie.
00:24:02: Sonja Hegel Jetzt haben sie ja alle ADHS.
00:24:04: Sonja Hegel Ja, vielleicht machen sich die Eltern das auch nur leichter, das Leben damit.
00:24:07: Sonja Hegel Ja, aber vielleicht machen die Eltern das Leben ihrer Kinder auch leichter damit.
00:24:11: Sonja Hegel wenn sie wissen, was los ist, weil dann kann man ja eben damit umgehen und kann man eben nach Möglichkeit auch individuell dieses Kind dann betrachten und gucken, wie man helfen kann.
00:24:20: Sonja Hegel Und du hast gerade schon angesprochen, es gibt Medikamente, die helfen, glaube ich, die einfach helfen, dann hol mich einmal ab.
00:24:28: Sonja Hegel Aber ich meine, das Gehirn tickt ja irgendwie anders.
00:24:30: Sonja Hegel Weißt du genau, was da los ist im Gehirn?
00:24:32: Kathi Es hat ganz viel mit dem, also ja, ich muss sagen, so ganz habe ich es noch nicht verstanden.
00:24:33: Sonja Hegel Das Spannende eigentlich daran ist ja wieder aus medizinischer Sicht.
00:24:38: Kathi Ich weiß auch nicht, ob es abschließend geklärt ist, aber es scheint was mit dem Dopaminstoffwechsel auch zu tun haben, also mit denen, dass das halt entweder ist, es ist zu schnell weg oder also das ist halt und dadurch brauchst du davon eigentlich viel mehr.
00:24:44: Sonja Hegel Alles gut, ja.
00:24:54: Kathi Dadurch bist du eigentlich auch immer so auf so einem Dopaminkick.
00:24:57: Kathi Also du suchst eigentlich immer den nächsten, also nochmal so ganz anders, aber halt
00:25:01: Kathi Der Dopamin-Stoffwechsel, wissenschaftlich weiß ich das jetzt auch nicht.
00:25:07: Kathi Ich weiß auch nicht, inwieweit man das tatsächlich weiß.
00:25:12: Kathi Was aber spannend ist, ist, dass zum Beispiel einige ADHS-Medikamente, also zum Beispiel das Ritalin, das ist ja eines der bekanntesten, bei jemandem, der ADHS hat, ganz anders wirkt als jemand, der kein ADHS hat.
00:25:23: Kathi Also, dass das deswegen einen großen Unterschied macht.
00:25:24: Sonja Hegel Mhm.
00:25:24: Sonja Hegel Mhm.
00:25:27: Kathi Ich kann zu den Medikamenten gar nicht so viel sagen, weil ich es jetzt aus persönlichen Gründen aktuell noch nicht ausprobiert habe.
00:25:34: Kathi Das steht noch bevor.
00:25:36: Kathi Ich weiß nur, dass bei den Erfahrungsberichten mir zum Beispiel eine Bekannte letztens erzählt, dass ihre Tochter dann halt das bekommen hat und dann kam sie nach Hause.
00:25:44: Kathi Mama, ich konnte gleichzeitig aufschreiben, was an der Tafel stand und dem Lehrer weiter zuhören.
00:25:52: Kathi Das mag so profan klingen, aber wenn du eigentlich nur eins von beiden kannst, weil du das gar nicht leisten kannst, dann ist das schon ein Ding.
00:26:01: Kathi Und mich reizt am meisten so ein bisschen auch dieses rauszufinden, wie ist es, wenn man das nicht hat?
00:26:02: Sonja Hegel Ja.
00:26:11: Kathi Weil für mich ist das die absolute Normalität, dass in meinem Gehirn sieben Sachen gleichzeitig passieren und ich immer unter Strom bin und immer denke,
00:26:18: Kathi Also still sitzen kann ich sowieso gar nicht, aber das ist dann so dieses, okay, was mache ich jetzt?
00:26:22: Kathi Und dass halt immer in meinem Kopf sich irgendwas dreht und immer irgendwas los ist und ich immer was zu tun haben muss, weil ich sonst das nicht gut aushalten kann.
00:26:32: Kathi Aber das ist so ein bisschen, aber gleichzeitig ist es wieder diese Situation, okay, wenn ich das jetzt ausprobiere und ich dann merke, wie viel geiler es ist,
00:26:42: Kathi dann fühle ich mich um die letzten Jahre vielleicht auch betrogen.
00:26:44: Kathi Ich weiß es nicht.
00:26:45: Kathi Also das ist wieder so eine kleine Überwindung, es dann zu testen.
00:26:47: Sonja Hegel Ja gut, das ist eine neue Herausforderung.
00:26:51: Sonja Hegel Ja, nachvollziehbar.
00:26:53: Sonja Hegel Aber es gibt die Möglichkeit, was zu tun.
00:26:55: Sonja Hegel Ich habe es von anderen auch gehört, dass man es auch ausprobieren muss, was da einem auch helfen kann und ob die Wirkung dann auch so ist, dass man das Leben irgendwie wirklich verbessern kann.
00:27:08: Sonja Hegel Ist ja auch so spannend, weil am Ende des Tages...
00:27:12: Sonja Hegel ist ja die Frage immer so, wo muss man da reinpassen, warum muss man irgendwie so ticken, du hast eben schon gesagt, ich bin nicht die Arbeitsmarktkompatibel, also wenn der Mainstream halt was anderes vorgibt und man da nicht ganz reinpasst, ist es halt einfach wirklich eine Challenge.
00:27:26: Sonja Hegel Weißt du oder kennst du zufällig jemanden auch, der oder die in der Praxis ist, wirklich für Tierärsdicht oder TFA-Tätigkeit hat oder ist und auch ADHS hat?
00:27:36: Sonja Hegel Hast du da irgendwie schon mal Erfahrungsberichte gehört, wie das so im Praxisalltag dann funktioniert?
00:27:40: Kathi Ja, von einer Kollegin, da hatte ich so das Gefühl, dass es ähnlich ist, solange der Termin da ist, funktioniert es.
00:27:46: Kathi Also, weil dann einfach der Reiz sozusagen auf den Termin extrem groß ist.
00:27:47: Sonja Hegel Mhm.
00:27:50: Kathi Ähm...
00:27:53: Kathi In dem Moment, wo aber quasi dieses Danach ist, also den Bericht aufschreiben, die Rechnung fertig machen, also alles, was quasi dann wieder so krass eigenverantwortlich ist, ist eine Riesenherausforderung, weil was du vorhin beschrieben hast mit diesem, ja, dann hole ich mir ein Brötchen, dann den Lappen und dann dies und dann das.
00:28:14: Kathi Das ist ja im Endeffekt am Computer dann auch so.
00:28:16: Kathi Dann hast du, ach ja, da hat der ja noch eine E-Mail geschrieben, ach, dem wollte ich noch das Medikament schicken, ach, ich muss das Medikament noch bestellen.
00:28:22: Kathi Das heißt, du springst ja dann auch beruflich von eins ins andere.
00:28:24: Sonja Hegel Hmm.
00:28:26: Kathi Und ich kann mir halt auch vorstellen, dass so Praxen, die so organisiert sind, wo du ein sehr offenes Konzept hast oder vielleicht irgendwie noch die TFA, den Computer mit im gleichen Zimmer, dass das einfach viel zu viele Reize sind und dass man
00:28:39: Kathi eigentlich wirklich nur sein Behandlungszimmer und sonst nichts braucht, weil man sonst zu viel irgendwie gedanklich hin und her springt und den Gedanken nicht klar zu Ende fassen kann.
00:28:51: Kathi Also was ich finde, was hilft, ist so Handlungsstränge von A bis Z. Also ja, was halt auch zum Beispiel eine Herausforderung sein kann, ist,
00:29:05: Kathi Wenn Chaos ist oder es ist unordentlich im Behandlungszimmer, dann sieht man das nicht so wirklich.
00:29:10: Sonja Hegel Mhm.
00:29:13: Kathi Also man muss das voll trainieren, Unordnung als Unordnung wahrzunehmen, weil das was ist, was man manchmal gar nicht so auf dem Schirm hat.
00:29:21: Kathi Das heißt...
00:29:23: Kathi Manche Reize, die für andere total offensichtlich sind, nimmt man gar nicht so wahr.
00:29:28: Kathi Und andere Reize, die halt total offensichtlich sind oder nicht so offensichtlich sind, nimmst du dann viel eher wahr.
00:29:38: Kathi Und deswegen ist das manchmal so, ja, ich sehe das dann halt.
00:29:41: Kathi Also so blöd, aber ich sehe dann halt nicht, dass da noch was liegt.
00:29:44: Kathi Und das ist natürlich...
00:29:45: Sonja Hegel Mhm.
00:29:45: Sonja Hegel Mhm.
00:29:47: Kathi Ja, da muss man halt schon auch schauen, dass das halt irgendwie, entweder hast du eine richtig gute TFA, die dich da rettet und das irgendwie vor und nach bereitet.
00:29:55: Kathi Aber da wäre natürlich auch schön, dass die TFA das weiß und sagt so, hey, ich bin halt kein Idiot, ich lasse dich das nicht alles aufräumen, weil ich das irgendwie witzig finde, sondern...
00:30:05: Kathi Ja, also dass man das vielleicht auch irgendwie sichtbar macht.
00:30:08: Kathi Und ich habe es ja bei mir so gelöst, dass die ganze Nachbereitung, also alles, was im Endeffekt die Gefahr ist, dass ich es aufschiebe, mache ich nicht selber.
00:30:17: Kathi Und da habe ich einfach akzeptiert, das kann ich nicht, das kriege ich nicht hin.
00:30:20: Kathi Aber deswegen, da weiß ich, dass die Kollegin da struggelt, quasi die Akteneinträge zu machen und solche Sachen.
00:30:27: Sonja Hegel Ja, interessant.
00:30:29: Sonja Hegel Interessante Herausforderungen.
00:30:32: Sonja Hegel Ich glaube, das Tolle ist wirklich, wenn man es weiß, kann ich mir gut vorstellen, kann man darüber sprechen, kann man klare Erwartungshaltungen auch haben auf allen Seiten.
00:30:41: Sonja Hegel Ich kann mir das auch vorstellen, auch wenn man selber nicht betroffen ist, aber vielleicht ein Verständnis für Kollegen zu entwickeln, denen es so geht und ein gutes Miteinander zu haben.
00:30:51: Sonja Hegel Und dann jeder kann dann so seine Kompetenzen ausspielen, das bin ich ja immer ein großer Fan von und auch wenn jemand mit ADHS einfach am Start ist, dann ist das so und das ist vielleicht eine Chance, wenn es alle wissen, Wege zu finden, das Leben insofern zu vereinfachen oder so zu strukturieren, dass halt alle Bescheid wissen und jeder seine Rolle einfach einspielen kann und das, was er gut kann.
00:31:15: Sonja Hegel du hast ja gerade auch gesagt, zu akzeptieren auch vielleicht, ich kann das einfach nicht so leisten oder es ist einfach sinnvoll, um zu entlasten, dann auch nicht da immer hinterher zu rennen und zu sagen, das muss ich aber alleine schaffen, da haben wir ja schon ganz viel drüber gesprochen, wie schwierig das ist, dieses Abgeben und auch zu sagen, ich kann das nicht oder es macht viel mehr Sinn, wenn es jemand anders übernimmt, weil dann weiß ich, es ist gemacht und ich habe es einfach nicht mehr in meiner To-Do-Liste, ob es jetzt Imaginärs oder ein Zettel ist, weil ich weiß, es ist einfach eine riesen Herausforderung und
00:31:44: Sonja Hegel wir haben ja ganz viel schon darüber gesprochen, auch was ja bei dir auch im Unternehmen läuft, da sind ja so viele Themen als Inhaberin, als Geschäftsführerin und wenn man dann diese Challenge noch hat, kann ich mir vorstellen, also ich merke bei mir selber schon und ich glaube, dass ich nicht betroffen bin, auch die ein oder andere Herausforderung, aber das wäre, glaube ich, vermessen zu sagen, dass ich auch in diese Richtung gehe und weiß ja auch, wie viel Challenge da schon ist und wenn das noch dazukommt, kann ich mir nur mit meiner Perspektive, die ich jetzt habe, durch unser Gespräch oder durch auch Gespräche mit anderen, die betroffen sind oder eben durch
00:32:13: Sonja Hegel eben durch so Awareness über Instagram und Co.
00:32:16: Sonja Hegel mir vorstellen, das ist eine Herausforderung, das anzuerkennen für sich selber, aber dann eben auch zu sagen, hey, dann komm, dann gebe ich es ab und ich weiß, es ist gemacht, die wichtigen Punkte.
00:32:28: Sonja Hegel Wir hatten da auch schon über gesprochen, dass du so einen Teil hast mit E-Mail-Beantwortung oder so, wenn das einfach eine Herangehensweise ist, die einfach super anstrengend ist, dann jemanden zu haben, wo du weißt, ey, die macht das, die macht das gut.
00:32:39: Sonja Hegel Und ich habe das einfach nicht mehr als zusätzliche Mental Load einfach an der Stelle.
00:32:44: Sonja Hegel Das hast du ja erst in der Studienzeit berichtet, wie dieses zu sehen, andere kommen mir scheinbar so gut klar, aber warum kann ich das nicht?
00:32:51: Sonja Hegel Das ist ja zusätzlicher Ballast, den man sich auflädt.
00:32:53: Sonja Hegel Wenn im Kopf eh schon so viel los ist, kann ich mir vorstellen, dass das ganz schön crazy ist.
00:32:59: Sonja Hegel Und ich finde aber, muss ich sagen, das ist dann doch immer wieder beeindruckend, wenn wir auch jetzt hier sprechen, du hast ja eben schon gesagt, da läuft auch parallel was ab.
00:33:06: Sonja Hegel Und da kommt noch der ein oder andere Gedanke dazu, auch wenn wir uns hier unterhalten.
00:33:10: Sonja Hegel Wie gut es aber dann doch auch im Podcast klappt, finde ich, dass du, also ich finde immer sehr, sehr fokussiert durch diese Themen leitest, wo ich manchmal denke, boah, hat sie das jetzt noch aufgeschnappt?
00:33:21: Sonja Hegel Wie kommt es jetzt auf den Gedanken?
00:33:23: Sonja Hegel Ich muss sagen, das kann ja auch eine Superpower vielleicht sein, dass da die ein oder anderen fixen Ideen noch reinkommen.
00:33:27: Sonja Hegel Ja.
00:33:28: Sonja Hegel Ja.
00:33:29: Sonja Hegel Ja.
00:33:30: Kathi Ja, also zum Beispiel während wir hier sitzen, also ich habe so Fidget Spinner in der Hand zum Beispiel, also so kleine Magnetbärchen, mit denen ich hier rumspiele, das hilft mir total.
00:33:41: Kathi Was für viele total irritierend sein mag, ist, ich spiele ganz viel am Handy, während ich mich unterhalte.
00:33:47: Kathi Ich glaube, dass das total irritierend ist, weil ich die Leute dann nicht angucke, aber das passiert auch im Privaten ganz viel, dass wenn Leute bei mir in der Küche sitzen, dann rede ich mit denen und spiele am Handy.
00:33:55: Kathi weil dann ist mein Gehirn auf eine Art und Weise so beschäftigt, dass ich Kapazität für das Gespräch habe.
00:34:02: Kathi Oder wenn zum Beispiel ich Mitarbeitergespräche führe, führe ich die, während ich mit den Hunden Gassi gehe.
00:34:09: Kathi Das klingt total absurd, aber beim Gehen ist mein Gehirn genau die Art und Weise ausgelastet und beschäftigt.
00:34:16: Kathi Ich muss die Runde gehen, die ich kenne, also ich darf jetzt nicht noch entscheiden, wo gehe ich hin, sondern...
00:34:21: Kathi Ich gehe immer die gleiche Runde.
00:34:22: Kathi Das ist für mich ganz wichtig, wegen dieses Zeitmanagements, was ich angesprochen habe.
00:34:22: Sonja Hegel Mhm.
00:34:22: Sonja Hegel Mhm.
00:34:23: Sonja Hegel Mhm.
00:34:25: Kathi Ich muss die gleichen Runden gehen, weil sonst weiß ich nicht, wie lange sie dauern.
00:34:29: Kathi Das heißt, ich habe quasi Runden, die eine dauert so lange, die nächste so lange und die nächste so lange und dann weiß ich, okay, jetzt muss ich nicht entscheiden, oh Gott, wie viel Zeit habe ich noch, sondern ich gehe dann einfach diese Runde und weiß, okay, ich bin zum richtigen Zeitpunkt wieder da.
00:34:42: Kathi Und klar muss ich dann manchmal die Hunde zurückpfeifen, weil die irgendwie Quatsch machen, aber die funktionieren relativ gut, dass ich dann Gespräche mit Kolleginnen führen kann, weil ich dann quasi die richtige Aufmerksamkeit habe.
00:34:56: Kathi Deswegen habe ich mir zum Beispiel auch ein Walking Pad gekauft, dass ich
00:34:59: Sonja Hegel Mhm.
00:34:59: Sonja Hegel Mhm.
00:35:00: Kathi Also das habe ich auch schon gemacht mit meiner Kollegin, dass wir ein Meeting machen, sie teilt ihren Bildschirm, das ist dann bei mir auf dem großen Fernseher und ich laufe einfach währenddessen und dann reden wir drüber, weil dann ist mein Gehirn auf die richtige Art und Weise ausgelastet und dann kann ich gut arbeiten und dann sehe ich auch die Sachen sofort.
00:35:18: Kathi Und ich glaube, was du eben angesprochen hast, dieses Thema Superpower, also
00:35:22: Kathi ADHS heißt ja nicht, dass wir uns nicht konzentrieren können, sondern ADHS heißt, dass wir uns nur auf die Sachen konzentrieren können, die uns interessieren.
00:35:30: Kathi Und wenn wir aber ein Thema...
00:35:33: Sonja Hegel Fair enough.
00:35:34: Sonja Hegel Also ganz ehrlich.
00:35:34: Kathi Ja, aber wenn wir ein Thema haben, das es interessiert, dann können wir auch in so einen sogenannten Hyperfokus kommen und dann vergessen wir alles um uns herum und dann bin ich extrem fokussiert und extrem konzentriert und dann kannst du in der Zeit auch nicht so viel mit mir anfangen.
00:35:54: Kathi Das Problem ist, dass dieser Hyperfokus selten auf das kommt, was gerade nützlich ist, wo am
00:36:02: Kathi keine Ahnung, auf so völlig random Shit, so, keine Ahnung, also, dass ich mich dann mit so bestimmten Themen irgendwie megamäßig auseinandersetze und das manchmal einfach, keine Ahnung, ich hatte so eine Keuzuchtphase, weißt du, wo ich dann einfach alles recherchiere zu Keuzucht und so ein Kram, ich habe gar keine Keuz, weißt du, also, oder,
00:36:24: Kathi irgendwas ausrechnen möchte oder so.
00:36:25: Kathi Also das sind dann so Sachen, wo ich mich damit beschäftige und so, ach ja, wusstest du?
00:36:28: Kathi Und man kann dann so und so die Teichsysteme machen und da gibt es die und die verschiedenen.
00:36:32: Kathi Ja, ich habe gar keinen Teich.
00:36:34: Kathi Ja, also das bringt mir ja wirklich nun überhaupt gar nichts.
00:36:39: Kathi Und das kommt dann halt selten in so passenden Situationen.
00:36:45: Kathi Aber gleichzeitig geht es halt auch
00:36:48: Kathi mit einer hohen Kreativität einher.
00:36:51: Kathi Weil wenn dein Gehirn die ganze Zeit arbeitet, ballerst du halt auch Ideen raus.
00:36:54: Kathi Und die, wenn man die nutzen kann und die irgendwie gebündelt kriegt, dann ist das schon echt auch cool und hilfreich.
00:37:05: Kathi Und das ist wieder ein Moment, wo ich sage, will ich die Tabletten nehmen, weil da nehme ich mir ja auch die positiven Seiten.
00:37:11: Kathi Vielleicht.
00:37:11: Kathi So mein Vorurteil, ob das dann stimmt.
00:37:12: Sonja Hegel Mhm.
00:37:12: Sonja Hegel Mhm.
00:37:13: Kathi Keine Ahnung, das sage ich euch, wenn ich die Tabletten da probiert habe.
00:37:15: Kathi Aber
00:37:17: Kathi Also das ist schon auch cool und was es halt auch ist, es ist halt auch eine Impulsivitätsstörung, das heißt, dass halt man teilweise sehr, sehr impulsiv handelt und auch ich teilweise sehr impulsiv irgendwelche Entscheidungen treffe.
00:37:32: Kathi Und das ist, glaube ich, einfach manchmal in der Selbstständigkeit hilfreich, weil es bestimmte Dinge gibt, über die ich nicht ewig lange nachdenke.
00:37:42: Sonja Hegel Mhm.
00:37:43: Kathi Also auch im Privaten nicht, aber halt auch beruflich nicht, weil ich sage, ich mache das jetzt einfach.
00:37:47: Kathi Und viele sagen, ja, aber hast du keine Sorgen?
00:37:50: Kathi Natürlich denke ich auch viel über Dinge nach.
00:37:52: Kathi Mein Gehirn macht ja keine Pause.
00:37:54: Kathi Aber über manche Dinge denke ich tatsächlich nicht nach, sondern entscheide sie und dann mache ich das.
00:37:59: Kathi Und dann habe ich halt eben mal kurz Ware für viel Geld bestellt, aber wird schon.
00:38:03: Kathi Also ich glaube, dass das deswegen auch Mut gibt,
00:38:10: Kathi ausgelegt, als Mut ausgelegt werden kann von anderen.
00:38:14: Kathi Aber im Echt habe ich über manchen einfach nicht so gründlich nachgedacht.
00:38:18: Kathi Aber gut, das müsste man dann halt einfach nochmal in die Tiefe gehen.
00:38:24: Kathi Aber das ist sowas, was mir natürlich auch viel Energie gibt oder viel Kreativität oder viele Ideen.
00:38:32: Kathi Die müssen nur irgendwie gebündelt werden.
00:38:34: Kathi Das ist die Herausforderung.
00:38:35: Kathi Aber wenn man sie bündelt, dann ist es schon auch cool.
00:38:42: Sonja Hegel Sehr gut.
00:38:43: Sonja Hegel Ich glaube, wir haben einen super Einblick bekommen, was ADHS so ein bisschen ist und vielleicht, wie gesagt, die eine oder andere sich hier wiedererkannt oder jemand aus seinem Umfeld wiedererkannt.
00:38:55: Sonja Hegel Ich glaube, unsere Intention heute war, einfach mal über das Thema zu sprechen, weil das ist einfach etwas, was Platz haben darf und Platz haben muss.
00:39:03: Sonja Hegel Es betrifft einfach, glaube ich, viel, viel mehr Menschen,
00:39:05: Sonja Hegel Da habe ich jetzt tatsächlich gar keine Zahl zu, aber ich weiß, dass viele Menschen betroffen sind, die auch lange nicht diagnostiziert waren.
00:39:07: Kathi Das war ich auch nicht.
00:39:12: Sonja Hegel Und ich habe in meinem Umfeld auch, interessanterweise in diesem unternehmerischen Umfeld, einige, die sagen, ja, ich bin diagnostiziert.
00:39:20: Sonja Hegel Leute, die mich immer wieder inspirieren und beeindrucken, gerade übrigens wegen dieser Entscheidungsfreudigkeit und wegen dieser Risikobereitschaft, die vermeintlich dahinter steckt, aber die fällt einfach damit, wie du es gerade gesagt hast, einhergehst, dass halt die Entscheidung einfach getroffen wird und dann, ja gut, dann muss man halt jetzt damit leben.
00:39:34: Sonja Hegel Also es kann eben auch, es muss eben kein Hindernis sein und ich glaube, dass wir heute das einfach mal aufmachen konnten und darüber sprechen konnten.
00:39:44: Sonja Hegel Mich würde sehr interessieren, ob es auch mehr Leute in den Praxen gibt, die das auch betrifft und wie so ein Praxisalltag tatsächlich auch davon beeinflusst ist.
00:39:52: Sonja Hegel Das würde mich tatsächlich interessieren.
00:39:53: Sonja Hegel Also wenn uns jemand zuhört, gerne mal melden, Bezug nehmen dazu.
00:39:57: Sonja Hegel Das wäre, glaube ich, ziemlich spannend, da mal mehr drüber zu erfahren.
00:39:59: Kathi Ich glaube, dass halt einfach auch die Hauptherausforderung ist, dieses Zeitmanagement.
00:40:05: Kathi Also weil ich habe, als ich meine Praxis gegründet habe, habe ich bei einer Kollegin mal hospitiert in einer Kleintierpraxis und die hatte ein Zeitmanagement, das war unglaublich.
00:40:11: Sonja Hegel Mhm.
00:40:14: Kathi Also die war so, ja, dann bin ich mit dem Termin fertig und dem Termin, ah ja, dann muss ich dem schnell die Narkose schieben, weil dann schläft der genau, wenn ich dann operieren möchte und
00:40:24: Kathi die hat einfach die Sachen unglaublich jongliert und wusste ganz genau, wie viel Zeit braucht sie für welche Sachen.
00:40:32: Kathi Und dadurch konnte sie Prozesse teilweise auf eine Art und Weise parallel schalten.
00:40:37: Kathi Und damit war sie quasi schneller fertig mit ihrer Arbeit als viele andere, die das dann eben nicht können und sagen, okay, ich muss das jetzt halt machen, keine Ahnung, wie lange es dauert, aber ich mache das jetzt.
00:40:46: Kathi Und das, was ich halt gesagt habe mit diesem Wartemodus, das ist halt,
00:40:52: Kathi Das führt bei mir dazu, dass ich alles, was offen geblieben ist, nach Feierabend machen muss.
00:40:56: Kathi Und dadurch kann ich mir halt vorstellen, dass du dann halt auch in der kurativen Praxis eigentlich sehr viel länger bleibst, als wenn man ein anderes Zeitmanagement hätte, vielleicht bleiben müsste.
00:41:06: Kathi Und damit gebe ich quasi schon wieder die Schuld.
00:41:08: Kathi Aber ich glaube, das wird einfach auch eine riesen Herausforderung sein, so wie lange dauert ein Termin.
00:41:13: Kathi Wie lange kann ein Termin dauern?
00:41:14: Kathi Wie lange kann ich mir für was nehmen?
00:41:16: Kathi Wie lange dauert welche Aufgabe?
00:41:18: Kathi Also solche Sachen.
00:41:20: Kathi Das sind ja auch bei mir in der Ernährungsberatung, habe ich Ernährungsberatung oder Folgeberatung.
00:41:24: Kathi Das heißt, ich habe halbe Stundentermine und Stundentermine.
00:41:27: Kathi Wenn ich aber jetzt in der kurativen Praxis bin, habe ich ja
00:41:27: Sonja Hegel Mhm.
00:41:30: Kathi viel mehr Arten von Terminen, die noch ganz unterschiedlich lange dauern und dann hier noch ein Ultraschall, der braucht aber länger oder das.
00:41:39: Kathi Also das finde ich halt auch, so wie ich halt in meinem Alltag sagen kann, okay, ich habe jetzt drei Hundegassi runden und dann suche ich die raus, wie ich Zeit habe.
00:41:47: Kathi Aber wenn du halt so viele komplexe Behandlungen hast, dann hast du ja auch ganz lange unterschiedlich Zeit, die es braucht.
00:41:54: Kathi Und das dann zu kalkulieren und zu planen,
00:41:57: Kathi Boah, das stelle ich mir in einem kurativen Alltag schon auch noch schwieriger vor.
00:42:02: Kathi Also, ja.
00:42:06: Sonja Hegel Ja, ist eh schon eine Herausforderung, glaube ich, für alle.
00:42:10: Sonja Hegel Und dann aber mit dem Thema noch on top, da seinen Weg zu finden, glaube ich auch, dass es wirklich eine Herausforderung ist, für alle Beteiligten dann da was zu finden.
00:42:21: Sonja Hegel Vielleicht wieder ein Plädoyer für die Selbstständigkeit.
00:42:22: Kathi Apropos finden, du verlierst halt auch alles.
00:42:24: Kathi Also wenn du halt nie weißt, wo dein Stichokob ist oder keine Ahnung, was du halt wieder irgendwo hingelegt hast, weil ja, keine Ahnung, dann ist das halt, also solche Kleinigkeiten, so dieses, ah ja, ich will Blut abnehmen, so.
00:42:25: Sonja Hegel Achso.
00:42:34: Sonja Hegel Sie haben alle einen AirTag bekommen.
00:42:39: Kathi Warte, wo waren die Sachen?
00:42:41: Kathi Wo habe ich die letztes Mal hingelegt?
00:42:42: Kathi Also das ist halt so, das kriegt man dann teilweise nicht bewusst mit.
00:42:45: Kathi Ja, dann sind die Sachen irgendwo...
00:42:48: Kathi Also ich bin so viel Zeit des Tages damit beschäftigt, meine Sachen zu suchen.
00:42:54: Kathi Ja.
00:43:00: Sonja Hegel Bimmelt es immer.
00:43:01: Sonja Hegel Ich mache das ja mittlerweile, das ist meine liebste Funktion mittlerweile, einfach nur über das iPhone und alles, wo ist es?
00:43:05: Sonja Hegel Und dann klingelt irgendwo was.
00:43:06: Sonja Hegel Ah, da ist es.
00:43:07: Sonja Hegel Sehr gut.
00:43:10: Sonja Hegel Ja, krass.
00:43:11: Sonja Hegel Ja, cool.
00:43:11: Sonja Hegel Vielen Dank, dass du uns da den Einblick gegeben hast.
00:43:14: Sonja Hegel War auch für mich nochmal sehr aufschlussreich, wie so dein Tag so aussieht nochmal aus der Perspektive und wie so deine Herausforderungen sind und auch, was du so aus der Praxis erzählen kannst, wo du es schon, wo du es weißt, dass jemand betroffen ist davon einfach.
00:43:30: Sonja Hegel Fand ich das sehr inspirierend.
00:43:31: Sonja Hegel Herzlichen Dank für die Folge, meine Liebe.
00:43:35: Kathi Gerne, gerne.
00:43:35: Sonja Hegel Und dann würde ich sagen, tschüss, bis zum nächsten Mal.
00:43:35: Kathi Bis nächstes Mal.
00:43:35: Kathi Ciao.
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